1. MĂ€rz 2012 Transnationaler Migrant_innenstreik und Fest @ planet10

Nach dezentralen Aktionen in der Stadt ab 19 uhr / after strike actions around town join the party @ planet10

…deutsch und zwang von A (1) bis Z zertanzen…

Am 1. MĂ€rz sprechen wir Sprachstreik!

Hayır, Jo, Lo, Ne, Njet, No, Non, Nu! Nicht mit uns!

LetÂŽs Sprachstreik the one-language-show down!

http://www.1maerz-streik.net/

PARTY_@_PLANET_10_pernerstorfergasse_12_1100_wien_
_U1_exit_quellenstraße_/starting at 7pm

_tanzerei mit auflegerei von: what_the_fuck_is_balkan & forget_romeo_and_juliet_

_toastbar_aufstrich_humus_biber_applepie_mercimek_çorbasi_eistrich_flade__waffle_happy_hours_

_sprachstreik_queer_migration_biber_feminist_diaspora_Ulusötesi Göçmen Grevi 

Plakat 1. MĂ€rz Transnationaler Migrant_innenstreik

plakat 1. mÀrz 2012

Am 1. MĂ€rz sprechen wir Sprachstreik!

Avusturya macht Sprache zum Lieblingsproblem. Einfache Lösung: Deutschpflicht fĂŒr alle.

Hayır, Jo, Lo, Ne, Njet, No, Non, Nu! Nicht mit uns!

Mit Ausschluss Basta! haben wir 2011 dem austriakischen Integrations-Theater eine Absage erteilt. Dieses Jahr reden wir ĂŒbers Reden: Unsere gemeinsame Sprache ist nicht Deutsch! Wir rufen zum Streik gegen den Deutschzwang auf. Sprechen wir gemeinsam die Sprache der gleichen Rechte – am 1. MĂ€rz beim transnationalen, translationalen Migrant_innenstreik.

LetÂŽs Sprachstreik the one-language-show down!

Auf Baustellen, in Fabriken, im Gastgewerbe, im Einzelhandel, in BĂŒros, in den KrankenhĂ€usern, an den UniversitĂ€ten, im Transport, in Haushalten … 50 Jahre lang haben wir an vielen Stellen gehackelt und uns auf vielen Sprachen verstanden. – auch, aber nicht nur auf Deutsch. Das zĂ€hlt nicht mehr? Nun gilt: A1-PrĂŒfungen, B1-Nachweise, C1-Zertifikate – ĂŒberall Deutsch! Wer kein Geld, keine Kraft und keine Zeit hat, nach Dienstschluss auch noch fĂŒr die B1-DeutschprĂŒfung auf Maturaniveau zu lernen, kann nicht mal mehr sicher sein, in diesem Land bleiben zu dĂŒrfen. Politische Rechte rĂŒcken in immer weitere Ferne. Der in Austrija lebenden Mehrheit mit dem richtigen EU-Pass stehen viele Rechte ganz ohne ÜberprĂŒfung ihrer Sprachkenntnisse zu, wĂ€hrend alle anderen Deutsch-PrĂŒfungen bestehen mĂŒssen. Da diesen neuen Pflichten kein entsprechendes Gratis-Deutschkursangebot gegenĂŒbersteht, handelt es sich zudem um eine Sonderbesteuerung. Der Sprachunterricht in den Erstaufnahmestellen fĂŒr Asylwerber_innen reicht nicht einmal dazu aus, um auf Deutsch durch den Alltag zu kommen, geschweige denn, um sich in GesprĂ€chen mit der Fremdenpolizei behaupten zu können. Durch die Sprache als Schallmauer wird den Migrant_innen einmal mehr gezeigt: Ihr habt in Autriche nie dazugehört und ihr werdet nie dazugehören.

DafĂŒr werdet ihr in Austria immer an allem Schuld sein. Neuerdings seid ihr auch Schuld an der Bildungsmisere. Ausgerechnet der Mythos einer bildungsverweigernden, pisaversauenden Parallelwelt soll den Deutschzwang begrĂŒnden. Im Blockieren von BildungszugĂ€ngen und Auseinanderdividieren von angeblich bildungsnahen und -fernen Schichten besteht das österreichische Bildungssystem jede PrĂŒfung mit Auszeichnung. Hingegen gibt es ein NichtgenĂŒgend nach dem Anderen fĂŒr die BekĂ€mpfung von sozialen Ungleichheiten, dem Bereitstellen ausreichender Sprachlernangebote und der Förderung von Erstsprachenunterricht.

Österreich ist ein EIN-WAN-DER-UNGS-LAND, fashtest me?!

Besonders miserabel ist die Bildungspolitik im Innenministerium aufgehoben: Sie schreibt nicht nur Deutschpflicht fest, sondern schafft auch eine diffamierende Sprache gegenĂŒber Asylsuchenden: “Asylmissbrauch”, “Scheinasylant_innen”, “Illegale” und als letzter Schrei “Ankerkinder”. Statt die Lebensbedingungen von FlĂŒchtlingen zu thematisieren, hagelt es verbale Untergriffe.

Parallel dazu sieht sich Övustyria vom kulturellen Untergang bedroht: KoroĆĄka ist durch die Slowenisierung und ein paar zweisprachige Ortstafeln bereits todgeweiht. Nun ist wieder Viyana dran, muss wieder beschĂŒtzt werden, diesmal ohne Stadtmauer – dafĂŒr mit Pflicht dort und Zwang da! Wehe wir bestellen unser Brot auf tĂŒrkçe oder na naĆĄem und der_die VerkĂ€ufer_in wagt es, auf tĂŒrkçe oder na naĆĄem zu antworten. Aufregung, Skandal, die Wiener Lebensart geht flöten!

Nix da! Wie KĂ€rnten immer schon auch KoroĆĄka war, war Wien immer schon ein StĂŒck Beč, Bech, BĂ©cs, Dunaj, VĂ­deƈ, Viena, und Viyana. Das Problem ist nicht die Vielfalt an Sprachen, sondern der Versuch des Regierens ĂŒber Menschen mittels Sprache, mittels SprachherabwĂŒrdigung, mittels Sprachaberkennung, mittels Sprachzwang, mittels Sprachzertifikaten.

Wir sprechen gerechtisch, lustisch, politisch und kÀmpfisch. Rozumijeƥ mi?

Wir lassen uns nicht eindeutschen. Wir sind hier und reden mehrsprachig! Auf der Straße mit Slang und eigenem Akzent, in der Arbeit gscheit, in der Schule gleich in mehreren Sprachen und wie wir es fĂŒr angebracht halten, wie es uns passt. Weil es unser Recht ist und unsere Freude, und weil Sprache das Mittel ist, mit dem wir uns zur Wehr setzen!

Gleiche (Sprachen-)Rechte fĂŒr alle! Raise your voice! Sprachstreik now!

1. MĂ€rz – Transnationaler Migrant_innenstreik ist ein offener Zusammenhang von Leuten und Gruppen, die sich Gesellschaft unter anderem antirassistisch vorstellen – und dafĂŒr auch gern kĂ€mpfen. Join the global action. http://1maerz-streik.net/